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Wo warst Du so lange?

Sven Back­haus warum sind Sie als 20-jäh­riger Fuß­ball-Profi mona­te­lang durch Süd­ost­asien gereist?

Ich wollte mir einen Traum erfüllen und was von der Welt sehen. Ich wollte reisen und das machen, was ich eigent­lich seit dem Abitur vor­hatte.

Sie waren zu diesem Zeit­punkt, 1990, Fuß­ball­profi bei For­tuna Düs­sel­dorf. Für die meisten Kerle in Ihrem Alter eigent­lich schon Traum­er­fül­lung genug…

Stimmt, das galt ja eigent­lich auch für mich. Seit der C‑Jugend war ich bei der For­tuna, 1986 wurde ich mit 18 Profi und spielte in der 1. Bun­des­liga. Wir stiegen dann ab, 1989 wieder auf und ein Jahr später habe ich mir meine Aus­zeit genommen.

Wie war das mög­lich?

Mein Ver­trag lief aus und die Chance wollte ich nutzen. Ich habe nach der Saison 1989/90 meinen Ruck­sack gepackt und war dann mal weg Rich­tung Süd­ost­asien.

Hatte die For­tuna das Inter­esse an Ihnen ver­loren?

Ganz im Gegen­teil. Ich hatte sogar einen neuen Ver­trag vor­liegen, aber ich wusste: Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich war jung, unge­bunden, alle Mög­lich­keiten – und wollte unbe­dingt reisen. Das habe ich gemacht.

Wohin ging die Reise?

Zunächst nach Thai­land, später nach Laos.

Wie lange waren Sie unter­wegs?

Knapp drei Monate waren es schon.

Zwölf Wochen ohne Fuß­ball? Wie war das mög­lich?

Gar nicht. Ich war ja auch geil auf die Murmel, also mussten die Fuß­ball-Töppen mit in den Ruck­sack.

Und dann haben Sie zwi­schen­durch auf den Bolz­plätzen Halt gemacht?

Von wegen. Ich bin, zum Bei­spiel in Bangkok, zum größten Klub gegangen und habe freund­lich gefragt, ob ich mal mit­trai­nieren könnte. Ich sei ein Fuß­baller aus Deutsch­land, der unfall­frei kicken könne. Der Trainer hat mich ange­schaut, als ob ich irgendein Hob­by­fuß­baller sei.

Um Sie dann vom Hof zu jagen?

Nein, nein, ich durfte mit­spielen und als die bemerkten, dass ich doch ganz anständig Fuß­ball spielen konnte, wollten Sie mich gar nicht mehr gehen lassen. Der aus­tra­li­sche Trainer der Mann­schaft aus Bangok machte mir nach vier Wochen das Angebot bei seiner Mann­schaft zu bleiben. Aber das war ja nun nicht mein Plan. Ich habe mich bald darauf ver­ab­schiedet und bin wei­ter­ge­zogen.

Warum sind Sie eigent­lich nicht luxu­riöser gereist? Als Bun­des­liga-Profi dürfte das doch sicher­lich kein Pro­blem für Sie gewesen sein?

Ers­tens hat man damals noch nicht so fürst­lich ver­dient und zwei­tens wollte ich das auch gar nicht. Man lernt ein Land am besten kennen, wenn man es mit dem Ruck­sack bereist. 

Wie ging es mit Ihnen nach der Rück­kehr nach Deutsch­land weiter?

Ich wollte gerne wieder bei der For­tuna spielen, in Form gehalten hatte ich mich ja. Letzt­lich bin ich den Umweg über Energie Cottbus gegangen und 1991 hat mich Trainer Aleks Ristic wieder auf­ge­nommen.

War Ristic nicht sauer, weil Sie ein­fach so abge­hauen waren?

Nein, für den stand immer die Leis­tung im Vor­der­grund und ganz so schlecht war ich damals ja nicht. Das war kein Pro­blem.

Und die Mit­spieler?

Die haben nur gesagt: Wo warst Du so lange?“ Viele hatten ein Grinsen im Gesicht, schließ­lich war da einer, der den Fuß­ball nicht als das Wich­tigste emp­fand und einen seiner lang gehegten Träume erfüllt hatte. Das pas­siert schließ­lich nicht so häufig als Fuß­ball­profi.

Welche Ein­drücke aus Süd­ost­asien haben Sie mit nach Hause genommen?

Die tolle Ess-Kultur, die fried­li­chen und gast­freund­li­chen Men­schen und die Stim­mung, die so wun­derbar wenig aggressiv war. Das habe ich genossen. Ich reise immer noch gerne, aber sicher­lich nicht als Pau­schal­tou­rist nach Gran Canaria.

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